Zum Nikelsmarkt am 2. November 1938 wurde im Frankfurter Generalanzeiger im Jahre 1938 folgendes veröffentlicht:
„Allendorf an der Lumda
Kinderwiegen und Hochzeitstruhen
„Stadt Allendorf liegt an der Lom;
Ein bunten Leven fürt in sum,
„blaw und schwarz seind die Farben beydt,
Trew seyn, gezimbt in Lieb und Leydt.“
Unter dem Wappen des Dorfes Allendorf an der Lumda steht dieser Spruch; darüber schaut ein ungekrönter Löwe mit grimmigem Gesichtsausdruck nach rechts. Es war das Wappen der Stadt Allendorf, denn am 2. März 1317 erhob der damalige Landgraf nach vorheriger Einbeziehung der Orte Möllenbach, Todenhausen und Häuslingen den Marktflecken Allendorf zur Stadt und Festung. Die drei anderen Orte gibt es heute nicht mehr; dort wo sie einst standen, ist heute Ackerland und nur Steine geben uns von ihnen Kunde, und die Chronik, die manches über sie zu berichten weiß.
Allendorf gehörte schon 786 als eine der ältesten Besitzungen den hessischen Landgrafen. Nach der Erhebung zur Stadt und Festung befreite der Landgraf die Einwohner auf sechs Jahre von „Beed, Dienst und Schatzung“ unter der Bedingung, daß sie eine bestimmte Summe zur Befestigung der Stadtmauer verwenden sollten. So erhielt die Stadt eine Befestigung. Von ihr ist heute nichts mehr zu sehen, nur einer der Türme steht noch und ein paar Flurnamen erinnern an die Macht und Größe der Stadt.
Mannigfach war das Schicksal Allendorf. Im Jahre 1488 kam eine große Hungersnot über das Land, im Dreißigjährigen Kriege ist Allendorf von dem Landgrafen Wilhelmus von Hessen, wie die Chronik berichtet, „ganz und gar ausgeplündert worden“. Auch die Pest hauste mehrmals in der Stadt und dezimierte ihre Bewohner. Noch heute erinnert der Pestillenzstrauch in einem Buchenhain über Allendorf an jene schreckliche Zeit, in der die Einwohner vor der Pest in die Wälder flüchten mußten. Im Jahre 1606 wurde die erste Calvinische Predigt in Allendorf gehalten.
Weitere Marktsteine im Aufbau Allendorfs sind von altersher die Märkte gewesen, und noch heute hat der Nikelsmarkt seine besondere Bedeutung, denn Allendorf ist trotz der Kriegszüge und trotz der vielen großen Brände, die die Ortschaft heimsuchten, stets ein fleißiges aufbaufreudiges Dorf geblieben. Neben der Landwirtschaft waren immer Handel und Gewerbe in Blüte, auch heute noch sind fast alle Gewerbezweige vertreten. Besonders die Drechsler und Tischler machten Allendorf berühmt, denn von hier aus gingen die kostbaren Hochzeitstruhen und kunstvoll gearbeiteten Kinderwiegen in die ganze Welt. Unter dem Losungswort „Allumda“, mit dem sich auch die Händler auf den Märkten begrüßten, waren die Holzarbeiten von besonderer Güte und ausgesuchten Formen.
Sogar eine Gräfin von Parma ließ sich eine Truhe als kostbares Hochzeitsgeschenk von Allendorf nach Italien holen.
Auch heute haben wieder Arbeit und Gewerbefleiß dem Dorfe zu einem gediegenen Wohlstand verholfen. Neben der Landwirtschaft, die viele Bewohner ernährt, gibt ein großes Holzsägewerk sowie eine Oel- und Fettfabrik Arbeit und Verdienst.
Von den Plänen, die zum Ausbau und zur Verschönerung Allendorf vorlagen, sind einige schon in Erfüllung gegangen, eine neue Stadthalle ist erstanden, ein schönes Forsthaus wurde erbaut und eine größere Wasserleitung angelegt. Weitere Bauarbeiten werden in naher Zukunft vorgenommen. In erster Linie wird eine neue Schule errichtet werden. Dann ist an ein HJ-Heim gedacht, das durch eine größere Badeanlage und einen schönen Sportplatz erweitert werden soll.“
Diese Veröffentlichung im Frankfurter Generalanzeiger zeugt von der großen Bedeutung des tradionellen Allendorfer Nikelsmarktes.
Von dem Nikelsmarkt hieß es einmal, „daß er der bedeutendste zwischen Frankfurt und Kassel gewesen sei. Selbst die Leipziger Messefahrer suchten den Nikelsmarkt auf“, so nachzulesen in der Oberhessischen Zeitung vom 31.10.1938.
Eine dieser wertvollen „Allumda Truhen“ befindet sich im Allendorfer Museum.
